Angehörige zuhause pflegen: Möglichkeiten die Pflege zuhause zu organisieren

Die Frage, wie und wo wir leben möchten, beschäftigt uns unser Leben lang und wird mit zunehmendem Alter immer drängender. Spätestens wenn Unterstützung bei alltäglichen Dingen gebraucht wird, stehen viele Familien vor der Entscheidung: Schafft es der Angehörige, auch im Alter daheim wohnen zu bleiben, sollten Sie ihn zuhause pflegen oder ist ein Altenheim unausweichlich? 

Wir zeigen Ihnen Informationen und Tipps, wie Sie die Pflege zuhause organisieren können.

Inhalt

Zwei Hände formen ein Dach über einem kleinen Holzhaus

Können Angehörige zuhause gepflegt werden?

Welche Maßnahmen konkret nötig sind, um ein betreutes Wohnen zuhause zu ermöglichen, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Dazu gehört zum einen, ob Sie als Familie in der Nähe sind und sich regelmäßig um Ihren Angehörigen kümmern können. Aber auch wie fit Ihre Mutter oder Ihr Vater noch ist, hat großen Einfluss darauf, was für die Pflege zuhause organisiert werden muss. Fragen, die Sie sich vorab stellen sollten, sind:

  • Wer hilft bei der Pflege?
  • Können Sie als Familienangehörige oder Freunde die Pflege übernehmen?
  • Oder gibt es Nachbarn, die sich kümmern können?
  • Ist Ihr Angehöriger körperlich noch fit oder ist ein Umbau Ihres Wohnraums nötig?
  • Wie ist Ihre finanzielle Situation und die des Seniors?
  • Könnten Sie und der Betroffene sich statt eines Pflegeheims oder der Pflege zuhause auch alternative Wohnformen, zum Beispiel eine Senioren-WG, vorstellen?

Was gehört zur Pflege zuhause?

Ist die Entscheidung gefallen, dass Ihr Angehöriger weiterhin zuhause wohnt, haben Sie grundsätzlich drei Möglichkeiten, die häusliche Pflege Ihres Angehörigen zu organisieren:

  1. Häusliche Pflege durch Angehörige
  2. Ambulante Pflege durch eine 24-Stunden-Pflegekraft
  3. Pflegeunterstützung durch einen Pflegedienst oder durch Essen auf Rädern

Häusliche Pflege durch Angehörige

Ein Großteil der Pflegebedürftigen wünscht sich, auch im Alter ihre Angehörigen um sich zu haben. Für viele ist daher der Idealfall, wenn Sie sich als Familie kümmern – ohne fremdes, professionelles Pflegepersonal in Anspruch zu nehmen. Denn Sie sind vertraute Menschen, bei denen sich die pflegebedürftige Person wohlfühlt. Je nach Pflegegrad benötigt Ihr Angehöriger unter anderem Hilfe bei:

  • der Tabletteneinnahme
  • der Zubereitung eines warmen Mittagessens oder
  • Hilfe beim Duschen.

Ob die Pflege von Angehörigen zuhause realisierbar ist, hängt allerdings nicht nur von der Pflegebedürftigkeit ab, auch die individuellen Gegebenheiten spielen eine wesentliche Rolle. So sind viele pflegende Angehörige weiterhin berufstätig und stehen vor der Herausforderung, Pflege und Beruf in ihrem Alltag zu vereinen.

Dank gesetzlicher Regelungen haben Sie als pflegender Angehöriger verschiedene Möglichkeiten, sich von der Arbeit freistellen zu lassen, um sich mehr Zeit für die Pflege Ihres Angehörigen zu verschaffen. Erfahren Sie in unserem Beitrag „Kurzzeitige Arbeitsverhinderung, Pflegezeit und Familienpflegezeit“ mehr über Ihre Pflegemöglichkeiten sowie rechtlichen Ansprüche auf eine Freistellung von der Arbeit.

Ambulant betreutes Wohnen mit einer 24-Stunden-Pflegekraft

Wenn Sie sich nicht selbst um Ihren Angehörigen kümmern können oder eine Betreuung rund um die Uhr nötig ist, gibt es die Möglichkeit einer privaten Pflegekraft.  

Die Pflegekraft lebt bei der zu pflegenden Person im Haushalt und ist somit jederzeit für sie da. Die Kosten für eine Pflegekraft liegen bei etwa 1.500 – 2.500 Euro pro Monat. Ihr Angehöriger sollte über ausreichend Platz in seinem Zuhause verfügen, so dass dort eine weitere Person leben kann. Persönliche Gründe, der Fachkräftemangel oder der gestiegene Eigenanteil sorgen außerdem dafür, dass es immer mehr ambulante Pflegeeinrichtungen gibt und die Anzahl der Pflegeheime stagniert. Das ist das Ergebnis einer Erhebung von pflegemarkt.com. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag: "Mehr ältere Menschen, weniger Pflegeheime - Eine Chance für die ambulante Pflege"

Pflegeunterstützung durch einen Pflegedienst oder Essen auf Rädern

Viele Senioren können sich auch im Alter noch weitestgehend allein versorgen und sind nur bei wenigen alltäglichen Dingen auf die Hilfe anderer angewiesen. Benötigt Ihr Angehöriger jedoch hin und wieder Hilfe, ist ein Pflegedienst womöglich eine hilfreiche Unterstützung. Auch für pflegende Angehörige bietet dieser Service wertvolle Entlastungsmöglichkeiten bei der Pflege von Angehörigen zuhauseJe nach Bedarf kann ein Pflegedienst Ihren Angehörigen bei der körperlichen Grundpflege oder im Haushalt unterstützen. Zudem sind eine medizinische Betreuung oder Fahrdienste, etwa zum Arzt oder zum Amt, möglich.

Auch Essen auf Rädern, wie es die Landhausküche anbietet, unterstützt Sie darin, die Pflege zuhause zu organisieren. Dabei bekommt Ihr Angehöriger täglich ein heißes Mittagessen ins Haus geliefert. Durch diesen Service stellen Sie sicher, dass Ihr Angehöriger gut versorgt ist, gleichzeitig entlastet Sie dieses Angebot im Pflegealltag.

Zum Einen bieten wir als Essensbringdienst leckere Mittagsgerichte in großer Auswahl – auch für spezielle Kostformen, die auf individuelle Ernährungsanforderungen, zum Beispiel auf Kau- und Schluckbeschwerden oder Mangelernährung, eingehen.

Zum anderen können Sie bei uns Tiefkühlmenüs bestellen, die sich Ihr Angehöriger bei Bedarf – etwa, wenn keine Zeit zum Kochen da ist oder das Kochen generell schwerfällt – ganz einfach selbst in der Mikrowelle oder im Backofen zubereiten kann.

"3 mal lecker" - Angebot

Was Sie bei einem Umbau für altersgerechtes Wohnen beachten sollen

Mit fortschreitendem Lebensalter sind die körperlichen Fähigkeiten häufig eingeschränkt, weshalb alte Menschen, die zuhause leben, oft eine besondere Wohnform brauchen. Teilweise ist der Umbau der eigenen vier Wände nötig, um zuhause pflegen zu können. Folgende Checkliste bietet Ihnen eine Orientierung, welche Umbaumaßnahmen erforderlich sein können:

  • Ist das Badezimmer barrierefrei?
  • Bietet das Badezimmer ausreichend Platz für eine weitere pflegende Person?
  • Lässt sich die Toilette sicher von einem Rollstuhl aus erreichen?
  • Bieten Schlaf- oder Wohnzimmer Platz für ein Pflegebett?
  • Lässt sich in der Küche auch alles mit einem Rollstuhl erreichen?
  • Ist die Wohnung stufenlos?
  • Sind die Türen breit genug für einen Rollstuhl (90 - 100 cm)?
  • Gibt es ausreichend Platz, falls eine Pflegekraft in den Haushalt einziehen muss?
  • Sind außerhalb der Wohnung alle Geschäfte des täglichen Bedarfs und Ärzte mit einem Rollstuhl zu erreichen?

Welche Kosten können für die Pflege zuhause anfallen?

Wie die Liste an möglichen Umbaumaßnahmen bereits zeigt, kann die Umgestaltung der Wohnung umfangreich und dadurch kostenintensiv werden. Ebenso fallen für die Pflege zuhause Kosten für die tägliche Unterstützung an, etwa für einen Pflegedienst oder für Essen auf Rädern. Wie hoch die Kosten letztendlich sind, hängt von der individuellen Pflegebedürftigkeit und des Pflegegrads ab. Doch mit diesen Kosten sind Sie nicht allein.

Welche Zuschüsse gibt es bei häuslicher Pflege?

Pflege zuhause: finanzielle Unterstützung für Pflegebedürftige

Die Pflegekasse zahlt pflegebedürftigen Personen, die in häuslicher Umgebung gepflegt werden, entweder ein Pflegegeld oder gewährt einen Anspruch auf Pflegesachdienstleistungen. Die Höhe des Pflegegeldes beziehungsweise der Pflegesachdienstleistung ist abhängig vom Pflegegrad Ihres Angehörigen.

Das Pflegegeld dient dazu, Kosten beziehungsweise Aufwendungen, die im Rahmen der Pflege entstehen, zu finanzieren. Es handelt sich dabei um eine Geldleistung, die die pflegebedürftige Person von ihrer Pflegekasse erhält. Sollten Sie Ihren Angehörigen zuhause Pflegen, sollte Ihr Angehöriger bei der Pflegeversicherung einen Antrag auf Pflegegeld stellen.

Wird Ihr Angehöriger hingegen durch einen Pflegedienst oder durch eine 24-Stunden-Pflegekraft zuhause versorgt, kann Ihr Angehöriger einen Antrag auf Pflegesachdienstleistung stellen. Die Rechnung des Pflegedienstes beziehungsweise der Pflegekraft wird dann von der Pflegekasse übernommen.

Höhe Pflegegeld und Pflegesachdienstleistung nach Pflegegrad:
 PflegegeldPflegesachdienstleistung
 Pflegegrad 1 131 Euro* 131 Euro*
 Pflegegrad 2 347 Euro 796 Euro
 Pflegegrad 3 599 Euro 1497 Euro
 Pflegegrad 4 800 Euro 1859 Euro
 Pflegegrad 5 990 Euro 2299 Euro

*Personen mit Pflegegrad 1 haben keinen direkten Anspruch auf Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, die ihnen zur freien Verfügung stehen. Stattdessen können sie einen Entlastungsbetrag von 131 Euro pro Monat nutzen und haben Anspruch auf bestimmte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.

Finanzielle Unterstützung bei Umbaumaßnahmen

Wenn Sie die Wohnung Ihres Angehörigen altersgerecht umbauen müssen, fördert die KfW-Förderbank diesen Umbau. Im Rahmen des Programms „Altersgerecht umbauen“ werden entsprechende Modernisierungsmaßnahmen mit zinsgünstigen Krediten und Investitionszuschüssen unterstützt. Außerdem vergeben viele Bundesländer und Gemeinden Förderungen für altersgerechte Sanierungen. Erkundigen Sie sich in jedem Fall bei Ihrer Stadt nach Unterstützungsmöglichkeiten, wenn Sie die Pflege von Angehörigen zuhause organisieren möchten.

Wenn bei Ihrem Angehörigen eine Pflegestufe festgestellt wurde, können Sie Zuschüsse für „Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnumfeldes“ von der Pflegekasse erhalten.

Was zahlt die Krankenkasse bei häuslicher Pflege? 

Die Krankenkasse übernimmt ärztlich verordnete Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern und die Pflege im Alter zuhause sichern. Dazu zählen beispielsweise Zuschüsse für:

  • ein Pflegebett oder einen Rollstuhl,
  • für Gehhilfen oder Patientenlifter,
  • für Inkontinenzmaterialien,
  • Fahrkosten zur ärztlichen Behandlung,
  • die häusliche Krankenpflege in Form von Verbandswechsel oder der hygienischen Grundpflege.

Auch für die Kosten für Essen auf Rädern können Sie mitunter Zuschüsse erhalten, damit Ihr Angehöriger täglich gut versorgt ist.

Wann ist die Pflege zuhause nicht mehr möglich?

So wertvoll und individuell Angehörige zuhause zu pflegen ist – es gibt Situationen, in denen eine Versorgung in den eigenen vier Wänden an ihre Grenzen stößt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn:

  • der Gesundheitszustand stark eingeschränkt ist und eine intensive medizinische Betreuung rund um die Uhr erforderlich wird,
  • pflegende Angehörige dauerhaft überlastet sind oder selbst gesundheitliche Probleme haben,
  • die Wohnung trotz Umbauten nicht mehr barrierefrei nutzbar ist oder
  • auch mit einem Pflegedienst die notwendige Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann.

Gerade für Angehörige, die zuhause pflegen, ist es wichtig, rechtzeitig zu prüfen, welche Leistungen für die Krankenpflege zuhause noch möglich sind und wann eine Unterbringung in einer stationären Einrichtung sinnvoll wird. Holen Sie sich dabei professionelle Pflegeberatung , etwa durch Pflegestützpunkte, Krankenkassen oder entsprechenden Fachstellen. Diese unterstützen Sie dabei, passende Angebote für die weitere Betreuung und Pflegemöglichkeiten zuhause zu finden. Gleichzeitig werden die Grenzen der häuslichen Pflege besprochen und rechtliche Fragen rund um einen möglichen Pflegevertrag transparent geklärt.