Ernährung im Alter: Alles zum Thema Seniorenernährung

Alles zur Seniorenernährung sowie praktische Tipps für Ihren Angehörigen

Heute ist in Deutschland jeder fünfte über 65 Jahre alt. Damit gehören die Deutschen mit zu der ältesten Bevölkerung weltweit. Die Gruppe der älteren Menschen ist sehr heterogen und das Alter alleine liefert keine Aussage über den körperlichen Zustand: Jeder altert anders. Allerdings bringt das Älterwerden eine Vielzahl von körperlichen Veränderungen mit sich. Aber wie verändert sich der Körper? Wie sieht die richtige Ernährung im Alter aus? Und wie kann die richtige Ernährung zur Gesundheit Ihres angehörigen Seniors beitragen? Hier erfahren Sie alles Wichtige zur Seniorenernährung sowie Tipps für eine gesunde Ernährung im Alter.

Inhalt

Lebensmittelvielfalt

Warum ältere Menschen eine spezielle Ernährung brauchen

Der älter werdende Körper verändert sich. So ergeben sich mit zunehmenden Alter veränderte Ernährungsbedürfnisse, die eine spezielle Ernährung im Alter erfordern. Bei der Seniorenernährung gilt es grundsätzlich zu beachten, dass Senioren genauso viele Nährstoffe wie jüngere Menschen benötigen. Da ältere Menschen in der Regel weniger als Personen in jungen Jahren essen, müssen diese Nährstoffe nährstoffkonzentrierter aufgenommen werden. Während der Nährstoffbedarf im Alter der gleiche wie in jungen Jahren ist, benötigen Senioren weniger Kalorien als jüngere Personen. Einer der Gründe ist die abnehmende Bewegung im Alter.

Einige körperliche Veränderungen haben einen direkten Einfluss auf die Ernährung im Alter. Dazu zählen:

  • Abnahme von Muskelkraft und Muskelmasse
  • Verändertes Verdauungssystem
  • Kaubeschwerden und Schluckstörungen
  • Mangelndes Durstempfinden
Gemüse würzen

Diese Veränderungen haben Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit, das Wohlbefinden, die Beweglichkeit und somit auch auf die Selbstständigkeit. Eine bedarfsgerechte Ernährung kann eine wichtige Rolle spielen, um diese Prozesse zu verlangsamen.

Körperliche Veränderungen im Alter

Verringerung der Muskelmasse erfordert veränderte Seniorenernährung

Mit zunehmendem Alter verringert sich die Muskelmasse, während der Körperfettanteil steigt. Mit dem Verlust der Muskelmasse schwindet die körperliche Kraft. (Sarkopenie). Auch der sogenannte Grundumsatz, also der Kalorienbedarf im Ruhezustand, sinkt durch den Rückgang der Muskelmasse. Dadurch verringert sich der Energie- beziehungsweise Kalorienbedarf im Alter. Auch der Appetit, die körperliche Beweglichkeit und Belastbarkeit nehmen im hohen Alter zunehmend ab. Personen, die sich wenig bewegen (können), sind davon besonders betroffen. Ein guter Ernährungs- und Gesundheitszustand im Alter unterstützt die Beweglichkeit sowie Gehfähigkeit und minimiert das Risiko für Krankheiten, Stürze und Knochenbrüche.


Tipps für Sie und Ihren Angehörigen:

  • Sorgen Sie für ausreichend Bewegung an der frischen Luft, zum Beispiel während der Gartenarbeit oder bei Spaziergängen
  • Versuchen Sie, die Bewegung im Allgemeinen/im Alltag zu steigern
  • Nutzen Sie Gruppenangebote für Senioren

Ernährung für Senioren mit einem veränderten Verdauungssystem

Alaska-Seelachs von winvitalis

Auch der Magen-Darm-Trakt kann altersbedingt Veränderungen unterliegen. Möglicherweise werden weniger Verdauungsenzyme gebildet und dadurch weniger Nährstoffe dem Körper zur Verfügung gestellt. Veränderungen an der Magenschleimhaut können dazu führen, dass bei Ihrem angehörigen Senior der Intrinsic-Factor nicht ausreichend gebildet wird und somit keine ausreichende Aufnahme von Vitamin B12 gewährleistet ist. Es kommt zum Vitamin B12-Mangel, der sich unter anderem in bestimmten Formen von Anämie (Blutarmut) äußert. Ebenso kann es zu schmerzhaften Veränderungen und Funktionsstörungen im Nervensystem kommen. Vitamin B12 wird in der Leber gespeichert, so dass ein Mangel erst nach langer Zeit bemerkt wird.

Besonders bei hochbetagten Personen kann das Sättigungsgefühl schneller eintreten, weil sich die Magenentleerung nach dem Essen verzögert und sich vermehrt Sättigungshormone bilden. Das bedeutet in der Praxis, dass solche Menschen sich von kleinen Portionen gesättigt fühlen oder ihre Teller nicht mehr leer essen.

Unsere Empfehlung: Bieten Sie Ihrem Angehörigen viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt an, um einer Mangelernährung entgegenzuwirken.

Gesunde Ernährung im Alter trotz Verschlechterung der Sinnesleistungen

„Früher hat alles besser geschmeckt“, diese Aussage kennen Sie sicher auch von Ihrem Angehörigen.
Aussehen, Geschmack und Geruch von Speisen werden im Alter oft schwächer wahrgenommen. Schuld daran sind zum Beispiel Sehprobleme wie Grauer Star (alles sieht milchig aus), weswegen Senioren Speisen weniger appetitlich empfinden oder verdorbene Lebensmittel nicht erkennen. Auch das Geschmacksempfinden kann sich verändern, weil sich Geschmacksknospen im Alter reduzieren. Dann werden Gerichte als gleichschmeckend und fade beschrieben. Häufig schmecken betroffene Personen die Geschmacksrichtungen „süß“ und „salzig“ weniger, „sauer“ und „bitter“ dafür umso mehr. Diese Probleme können zu Appetitlosigkeit und im schlimmsten Fall in eine Mangelernährung führen. Diese Veränderungen können auch eine Erklärung dafür sein, warum manche Senioren eine Vorliebe für süße Gerichte entwickeln.

Bedingt durch die Einnahme bestimmter Medikamente klagen viele Senioren ebenfalls über einen trockenen Mund, was wenig förderlich für eine ausreichende Nahrungsaufnahme ist. Auch ein Zahnersatz mindert die Geschmacksqualität, denn dritte Zähne bedecken einen großen Teil der Mundschleimhaut.


Tipps für Sie und Ihren Angehörigen:

  • Schaffen Sie farbliche Kontraste bei der Seniorenernährung: Durch die farblichen Unterschiede kann Ihr Angehöriger die einzelnen Komponenten besser erkennen
  • Setzen Sie verschiedene Gewürze und Kräuter ein
  • Vermeiden Sie umgekehrt zu viel Salz
  • Stellen Sie die Calciumversorgung durch Milchprodukte und calciumreiches Mineralwasser sicher
  • Stellen Sie ausreichend Getränke - auch zum Essen - bereit
  • Richten Sie das Essen appetitlich an, denn das Auge isst mit
  • Speisen Sie möglichst gemeinsam, denn in Gesellschaft isst es sich besser

Gesunde Ernährung für Senioren trotz Kau- und Schluckbeschwerden

Infolge von Kau- oder Schluckstörungen ist der Appetit häufig gemindert, was schnell zu einer Mangelernährung führen kann. Beschwerden dieser Art können den Appetit massiv mindern.

Richtig ernähren trotz Kauproblemen
Kauprobleme können zum Beispiel durch schlecht sitzende Zahnprothesen entstehen, die Schmerzen beim Kauen verursachen. Aber auch fehlende Zähne, das Absinken des Kieferngelenkes, eine eingeschränkte Kraft und Ausdauer der Kaumuskulatur, Tumore, Lähmungen oder eine mangelnde Mundhygiene (Entzündungen) können Ursache von Kaufproblemen sein.


Tipps bei Kauproblemen:

  • Achtung, wenn Ihr Angehöriger keine festen Speisen mehr essen möchte. Fragen Sie nach Schmerzen beim Essen!
  • Achten Sie darauf, dass das Gebiss täglich gereinigt wird. Spülen Sie den Mund gründlich, um Speisereste zu entfernen. 
  • Lassen Sie den Zahnersatz Ihres Angehörigen eventuell von Zeit zu Zeit anpassen.
  • Passen Sie eventuell auch die Nahrungskonsistenz an: Schneiden Sie Fleisch klein oder pürieren Sie es. Schneiden Sie die Brotrinde ab.
  • Bieten Sie bei Bedarf pürierte Kost an. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel zu pürierter Kost.

Richtig ernähren mit Schluckproblemen:
Schlucken ist eine Selbstverständlichkeit, über die wir normalerweise gar nicht nachdenken. Doch Schluckprobleme kommen häufig vor: 7 bis 22 Prozent der über 65-Jährigen leiden unter Schluckproblemen. Sowohl die Art als auch der Schweregrad sind unterschiedlich.

Mundtrockenheit, zum Beispiel durch fehlendes Trinken oder Medikamente, kann Schluckprobleme hervorrufen. Denn durch den trockenen Mund können die Speisen im Mund nicht ausreichend eingespeichelt werden. Schluckprobleme treten häufig nach einem Schlaganfall auf oder sind Folge einer fortgeschrittenen Demenz. Die Personen haben dann Angst, sich an Nahrung zu verschlucken. Logopäden helfen bei der Beurteilung einer Schluckstörung und geben wertvolle Tipps.

Häufige Symptome einer Schluckstörung:

  • häufiges Verschlucken, Husten und Räuspern
  • Nahrungsaustritt aus dem Mund, Speichelfluss, Nahrungsreste im Mund und im Rachen
  • Niesen, Nahrungsaustritt aus Nase
  • langsames essen, viel trinken müssen beim Essen
  • feuchte, gurgelige Stimme
  • Störungen im Schluckreflex
  • Gefahr beim Verschlucken: Aspiration = Eindringen von Nahrung in die Luftröhre und weiter in die Lunge


Symptome und Ausprägungsgrad können unterschiedlich ausfallen und im Extremfall zum sozialen Rückzug des Betreffenden führen.

Unerkannte Schluckstörungen können zu schwerwiegenden und lebensgefährlichen Folgeerkrankungen führen, zum Beispiel einer Mangelernährung oder Lungenentzündung.

Alaska-Seelachs von winvitalis

Bei Kau- und Schluckbeschwerden können die pürierten Menüs von winVitalis Ihren Alltag erleichtern.


Tipps für Sie und Ihren Angehörigen
:

  • keine Ablenkung beim Essen
  • möglichst nicht sprechen beim Essen
  • auf stabile und aufrechte Sitz- und Kopfhaltung achten
  • Ihr Angehöriger muss ausreichend wach und aufmerksam sein
  • Konsistenz auf das Bedürfnis der Person anpassen, falls nötig Speisen einzeln pürieren oder auf fertige pürierte Gerichte zurückgreifen
  • Flüssigkeiten mit Spezialprodukten zur gewünschten Konsistenz andicken
  • langsam essen, dabei gut und gründlich kauen und nur kleine Bissen und Schlucke nehmen
  • nach jedem Schluck die Tasse/Glas abstellen und nachschlucken
  • Mund vor dem nächsten Bissen vollständig leeren

Mangelndes Durstempfinden steht einer gesunden Ernährung im Weg

Viele Senioren trinken weniger als 1 Liter pro Tag. Das kann unterschiedliche Gründe haben:

  • mangelndes Durstempfinden
  • Angst vor Toilettengängen - vor allem nachts haben Senioren Angst davor, nicht schnell genug zur Toilette zu kommen
  • Probleme mit Inkontinenz oder Prostatabeschwerden
  • Vergesslichkeit (Demenz)
  • Erziehung/Gewohnheit (beim Essen wird nicht getrunken)
  • Schluckstörungen


Dabei ist Flüssigkeit ein wesentlicher Faktor in der Ernährung für Senioren. Vermindertes Trinken führt zu einem Flüssigkeitsmangel, der auch als Dehydration oder Exsikkose bezeichnet wird. Bei manchen Personen kann es dadurch auch zu Symptomen kommen, die eine vermeintliche Demenz vermuten lassen. Deshalb ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr im Alter besonders wichtig für Wohlbefinden und Gesundheit. Ausreichendes trinken beziehungsweise „ohne Durst trinken“ können Sie mit Ihrem Angehörigen trainieren.

Wasser einschenken


Tipps für Sie und Ihren Angehörigen:

  • ein Glas Wasser nach dem Aufstehen
  • zu jeder Mahlzeit ein Glas trinken
  • jedes Trinkgefäß nach dem Leeren sofort wieder füllen
  • bei Bedarf spezielle Trinkgefäße anbieten/nutzen
  • in Zimmer/Wohnung Getränke verteilen
  • Trinkrituale einführen
  • Ihren Angehörigen zum Trinken animieren

Weitere Tipps und Informationen erhalten Sie in unserem Artikel „Flüssigkeitsmangel im Alter vorbeugen“.

Die richtige Ernährung für Senioren im Alter

Um auf die körperlichen Veränderungen im Alter reagieren zu können, ist es selbstverständlich auch wichtig, zu wissen, welche Lebensmittel für Senioren gut und welche weniger gut geeignet sind. Denn nur so können Sie sicherstellen, dass Ihr Angehöriger gut versorgt ist.

So können Sie Ihren Angehörigen unterstützen

In erster Linie empfehlen wir Ihnen: Unterstützen Sie Ihren Angehörigen, indem Sie ihn zum Essen ermutigen. Gemeinsame Mahlzeiten oder ein Ernährungsplan können dabei helfen, ausreichend Nährstoffe zu sich zu nehmen. Animieren Sie den Senior, sich zu bewegen, indem Sie zum Beispiel mit ihm spazieren gehen oder nach Sportkursen speziell für Senioren suchen.

Weiterhin kann Essen auf Rädern dazu beitragen, eine regelmäßige und vielfältige Seniorenernährung sicher zu stellen und Sie als pflegenden Angehörigen zu entlasten. So erhält Ihr Angehöriger jeden Tag eine warme, geschmackvolle und nährstoffreiche Mahlzeit, die selbstverständlich auf die individuellen Bedürfnisse angepasst ist.

Sie pflegen Ihren Angehörigen? Dann erfahren Sie außerdem wertvolle
Informationen zu Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige.

Ernährungspyramide